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Alkohol

9,3 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 18 und 69 Jahren weisen einen gesundheitsschädigenden hohen Alkoholkonsum auf, wobei der überwiegende Teil der Alkoholaufnahme in Form von Bier und ein geringerer Teil in Form von Wein, Sekt und Spirituosen erfolgen.

Folgen von Alkoholkonsum

Neben dem Rauchen ist Alkohol der wichtigste Faktor für schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen und für die Entstehung chronischer Erkrankungen. Außerdem geht Alkoholmissbrauch mit einer körperlichen sowie psychischen Abhängigkeit einher. Die körperliche Abhängigkeit zeigt sich durch eindeutige Störungen und Konflikte der physischen Verfassung.

Der Konsum von Alkohol scheint sich gerade bei Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen (< 40 Jahre) schon in geringeren Mengen im Vergleich zu Älteren schädlich auszuwirken. Bei jüngeren Menschen häufen sich, ausgelöst durch das Trinken von Alkohol, vor allem Verletzungen aller Art wie Verkehrsunfälle, Gewalt sowie Selbstverletzungen. Besonders gefährdet seien Männer im Alter von 15 bis 39 Jahre [21].

Wird einem Alkoholiker das Genussmittel entzogen, stellen sich Entzugssymptome wie Schwitzen, Zittern oder Brechreiz ein. Veränderungen der Psyche äußern sich in Form von Stresszuständen, Vernachlässigung beruflicher sowie häuslicher Pflichten, Problemen im Umgang mit Menschen und psychischem Druck. Betroffene verspüren einen Zwang und eine verminderte Kontrollfähigkeit hinsichtlich des Alkoholkonsums.

Grenzwerte

Basierend auf neueren epidemiologischen Untersuchungen werden zur Einschätzung des gesundheitlichen Risikos aufgrund von Alkoholkonsum folgende Konsumklassen definiert [Leitlinie: S3 (076-001)]:

Risikoarmer Konsum Riskanter Konsum Schädlicher Konsum Alkoholabhängigkeit
< 12 g pro Tag für gesunde Frauen ≥ 12 g pro Tag bei Frauen Psychische oder physische Gesundheitsschäden sind auf Alkoholkonsum zurückzuführen (eine Abhängigkeit liegt noch nicht vor!)

 
Siehe unter "Alkoholabhängigkeit"


 
< 24 g pro Tag für gesunde Männer ≥ 24 g pro Tag bei Männern
Mindestens zwei abstinente Tage pro Woche Rauschtrinken

Risikoarmer Konsum

Einen „risikofreien“ Alkoholkonsum gibt es nicht. Das Erkrankungsrisiko hängt unter anderem von der genetischen Prädisposition (Veranlagung) sowie von sozialen und verhaltensbedingten Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht u. a. ab.

Riskanter Alkoholkonsum

Oberhalb dieser Grenze steigt das Risiko für eine Vielzahl gesundheitlicher Störungen und schwerer Erkrankungen (alkoholbedingte Folgeschäden) signifikant an.

Diese Grenzwerte gelten nur für gesunde Menschen, nicht für Kinder und Jugendliche, schwangere Frauen, ältere Menschen (> 65 Jahre) oder Menschen mit einer körperlichen Erkrankung.

Rauschtrinken („binge drinking“)

Von Rauschtrinken wird gesprochen, wenn Frauen 4 oder mehr und Männer 5 oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit bzw. in kurzer Zeit trinken. Dies gilt als risikoreiche Konsumform.

Schädlicher Alkoholkonsum

Durch den Alkoholkonsum kommt es zu nachweislichen psychischen oder physischen Folgeschäden.

Stoffwechsel

Alkohol (Ethanol) wird mit dem Enzym Alkohol-Dehydrogenase (ADH) zu Acetaldehyd umgewandelt, das mit Aldehyd-Dehydrogenasen (ALDH) sofort weiter zu Acetat verstoffwechselt (metabolisiert) wird. Acetat kann anschließend zur Herstellung (Synthese) von Fettsäuren verwendet werden. Dieses ist ein Grund, weshalb häufiger Alkoholkonsum zu Fettleibigkeit bzw. -sucht (Adipositas) führen kann.

Acetaldehyd wird für den „Kater“ verantwortlich gemacht. Experimentelle Studien zeigen zudem, dass Acetaldehyd das Erbgut die DNS (Desoxyribonukleinsäure) bzw. DNA (englisch DNA für deoxyribonucleic acid) schädigt, indem dieses in erster Linie Doppelstrangbrüche verursacht. In der Folge können Neubildungen bzw. Tumorerkrankungen (C00-D48) auftreten [12].

Alkoholbedingte Veränderungen des Stoffwechsels beziehungsweise Schäden an der Leber bewirken eine Unterzuckerung (Hypoglykämie). Die Kohlenhydratspeicher (Glykogenreserven) in der Leber sind unter diesen Umständen aufgrund einer äußerst geringen Nahrungs- und damit Kohlenhydrataufnahme unzureichend gefüllt. Ist die Leber, welche den Glucose-Serumspiegel steuert, zudem stark in ihrer Funktion beeinträchtigt, kann es zu einem hypoglykämischen Schock kommen [2.1.]. Ein stark erniedrigter Glucose-Serumspiegel kann zu Erschöpfungszuständen, Reizbarkeit und Konzentrationsschwierigkeiten führen [2.1.].

Alkoholiker haben ein hohes Risiko, an Gicht zu erkranken. Bei ihnen kommt es neben einem Anstieg der Harnsäureproduktion zu einer Hemmung der renalen Harnsäureausscheidung. Die Harnsäurekonzentration steigt somit an und die Ausbildung von Gicht wird begünstigt [2.1.].

Herzkreislaufsystem

Herzkreislauf-Erkrankungen können ebenfalls die Folge einer erhöhten Alkoholaufnahme sein. Es besteht die Möglichkeit, dass sich der Herzmuskel entzündet und sich daraus eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) entwickelt. Hierbei ist das Herz nicht mehr in der Lage, die den Anforderungen entsprechenden Leistungen – Blutauswurf sowie Aufnahme des venösen Blutrückflusses – zu erbringen. Die Gefahr, dass viele Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente) versorgt werden können, erhöht sich wegen der auftretenden Durchblutungs- und Kreislaufstörungen stark. Des Weiteren wird Alkoholkonsum mit Bluthochdruck (Hypertonie) in Verbindung gebracht. Nehmen Männer über 30 Gramm und Frauen über 20 Gramm Alkohol täglich zu sich, ist eine deutliche Steigerung des Blutdrucks erkennbar. Vor allem sind die Folgen des Alkoholeinflusses wie Magnesiummangel, die gesteigerte Zellmembrandurchlässigkeit für Natrium und die Calciumzunahme innerhalb der Zellen die Gründe für Bluthochdruck. Der blutdrucksteigernde Effekt liegt auch einer hohen Aktivität des sympathischen Nervensystems sowie einer erhöhten Steroidhormonausschüttung zugrunde. Da der Bluthochdruck bei Alkoholmissbrauch unabhängig von zusätzlichem Rauchen, Übergewicht und Kaffeegenuss zustande kommt, verstärken solche zusätzlichen Risikofaktoren das Bluthochdruckrisiko erheblich [4]. Im schlimmsten Fall kann ein Schlaganfall (Apoplex) aus einem Bluthochdruck (Hypertonie) resultieren und Körperlähmungen verursachen oder auch zum Tode führen [2.1.].
Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko für Atherosklerose, mäßiger Konsum – ein Glas Wein/ Tag – verringert das Risiko einer Atherosklerose der Hals- und Kopfschlagadern (Carotiden) [15].

Cave (Achtung)!
Bei Männern, die mehr als 21 Drinks pro Monat konsumieren, steigt das Schlaganfallrisiko (Apoplexrisiko) um 22 % (= jeden Tag ein Glas Wein ist schon zu viel) [10].

Eine niedrigere Sterberate (Mortalität) als Nicht-Trinker haben Männer im Alter von 50-64 Jahren mit einem Alkohokonsum von 15-20 Einheiten pro Woche oder 0,1 bis höchstens 1,5 Einheiten am Tag. Gleiches gilt für Frauen ab 65 Jahre die maximal 10 Einheiten pro Woche konsumierten [16].

Eine große internationale Übersichtsstudie zeigt, dass die Richtwerte für den Konsum von Alkohol revidiert werden müssen: Bereits der Konsum von mehr als 100 Gramm reinem Alkohol pro Woche – das entspricht ca. fünfeinhalb Gläsern Wein oder 2,5 Litern Bier – erhöht das Sterblichkeitsrisiko (Mortalitätsrisiko) sowie das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Die Lebenserwartung von Teilnehmern im Alter von 40 Jahren reduziert sich mit einem Konsum von bis zu 200 g Alkohol pro Woche um 6 Monate, von 200 g bis zu 350 g um 1 bis 2 Jahre und über 350 g pro Woche um bis zu 5 Jahre [17].

Alkoholkonsum kann auch Herzrhythmusstörungen auslösen, die Dosis unabhängig sind und unabhängig vom Vorhandensein kardiovaskulärer Erkrankungen auftreten. Mit Zunahme der Alkoholdosis steigt beispielsweise die Wahrscheinlichkeit des Vorhofflimmerns. Eine höhere Alkoholmenge kann bei Vorliegen einer alkoholischen Herzmuskelerkrankung (Kardiomyopathie) zum plötzlichen Herztod führen. Ebenfalls treten Schlaganfälle durch Hirnblutungen (hämorrhagische Insulte, intrazerebrale Blutungen) und Blutungen innerhalb des Schädels (intrakranielle und parenchymatöse, subarachnoidale, sub- und epidurale sowie supra- und infratentorielle Blutungen) mit steigender Alkoholdosis vermehrt auf.

Beachte: Eine protektive Wirkung von Alkohol hinsichtlich der kardiovaskulären Herz-Kreislauf-bedingte Erkrankungshäufigkeit (Morbidität) haben ausschließlich geringe Alkoholmengen von weniger als 10 g/Tag (z. B. 1 Glas Bier, Wein oder Schnaps).

Verdauungstrakt

Alkohol durchläuft sämtliche Organe des oberen Verdauungstraktes von der Mundhöhle bis zum Dünndarm und beeinträchtigt somit dessen Funktionen. In der Mundhöhle zeigen sich durch Alkoholmissbrauch Schleimhautveränderungen, Entzündungen des Zahnbettes (Parodontitis) sowie eine vorzeitige, ausgeprägte Karies [2.1.]. Dabei lagern sich Bakterien auf der Zahnschmelzoberfläche an und bilden einen klebrigen sauren Zahnbelag (Plaque). In der Plaque werden durch Bakterien aus Nahrungsmittelresten Säuren gebildet, welche die Zahnhartsubstanzen angreifen und zerstören. Die Mikronährstoffdefizite und die Mangelernährung können die schädigende Wirkung der Plaque verstärken [2.3.]. Alkoholiker verlieren ihre Zähne zwei- bis dreimal so häufig wie Menschen, die dieses Genussmittel kaum konsumieren.
In der unteren Speiseröhre lässt sich ein durch übermäßigen Alkoholkonsum verursachter gesenkter Druck beobachten, welcher einen Rückfluss von saurem Mageninhalt und damit Sodbrennen verursacht. Weiterhin können Entzündungen auftreten, die schließlich der Auslöser für Schmerzen und Schädigungen an der Speiseröhre darstellen und häufig Übelkeit aufkommen lassen.
Im Magen führt der Alkohol zu Verletzungen der Schleimhaut, welche sich ebenfalls schwerwiegend entzünden kann – Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Die Funktion des Magens wird dementsprechend beeinträchtigt und die Nahrungsaufnahme und -verwertung entwickelt sich zum Problem. Der Magen stößt die Lebensmittel ab und es kommt zum Erbrechen. Aufgrund des angesäuerten Mageninhaltes können Schleimhauteinrisse im Mageneingang mit schweren Blutungen infolge von Erbrechen entstehen [2.1.]. Des Weiteren kann der Zahnschmelz stark angegriffen werden und der Nahrungsverlust über die Mundhöhle mit hohen Kaliumverlusten einhergehen [2.1.].
Die Gründe für die Aufnahmestörungen von wasserlöslichen Vitaminen – Vitamin B1, B6, B12, Folsäure –, einigen Aminosäuren – Leucin, Lysin – und essentiellen Fettsäuren im Dünndarm sind die funktionellen sowie äußerlichen Veränderungen der Dünndarmschleimhaut infolge des häufig bei Alkoholikern auftretenden Folsäuremangels. Verletzungen der Schleimhaut führen wiederum zu Resorptionsstörungen und beeinflussen negativ den Mikronährstoffhaushalt im Körper. Übermäßiger Alkoholgenuss hemmt im Dünndarm die Natrium- und Wasseraufnahme, was Darmträgheit (Obstipation) und Durchfälle (Diarrhöen) begünstigt. Aufgrund derartiger Schäden ist die Schleimhaut vermehrt durchlässig für Bakterien, Schadstoffe, Schwermetalle und andere toxische Stoffe aus dem Alkohol. Der Dünndarm wird somit einer großen Gefahr ausgesetzt, stark von Bakterien und Keimen besiedelt zu werden. Daraus ergeben sich Darmbeschwerden wie Schmerzen sowie enorme Druck- und Völlegefühle [2.1.].

Leber

Starker Alkoholverzehr verkürzt die Lebenserwartung um 10 bis 15 Jahre. Obwohl übermäßiger Alkoholmissbrauch jedes Organ im menschlichen Körper belastet, treten am häufigsten Erkrankungen der Leber, des oberen Verdauungstraktes – Mundhöhle, Speiseröhre, Magen, Dünndarm – und des zentralen sowie vegetativen Nervensystems in Erscheinung. Der überwiegende Teil des Alkohols wird in der Leber verstoffwechselt, wo auch das toxische Acetaldehyd als Abbauprodukt entsteht. Die giftige Wirkung des Alkohols beziehungsweise seines Abbauproduktes verursacht schwere Leberveränderungen. Fette können nicht mehr abgebaut werden und lagern sich in der Leber an, was schließlich zur Verfettung der Leber führt [2.1.]. Kommen Entzündungen hinzu – Alkoholhepatitis –, folgen Schwellungen, eine Lebervergrößerung (Hepatomegalie) sowie ein Umbau der Leberstruktur in Form von einer extremen Vermehrung des Bindegewebes – Leberzirrhose. Die Funktion dieses Organs wird nun stark vermindert, woraus Gelbsucht, Blutungsneigung und Störungen im Blutfluss resultieren. Im weiteren Verlauf des Krankheitsbildes erhöht sich der Druck der Pfortader, wodurch sich die Milz vergrößern kann und Blutungen in der Speiseröhre auftreten.

Nervensystem

Alkohol hat einen starken Einfluss auf das zentrale Nervensystem, indem zentralnervöse Beschwerden wie Unruhe, Schlafstörungen, Schwitzen, Wahrnehmungsstörungen und Fehlorientierung in Erscheinung treten. Ebenso leiden Alkoholiker oftmals an dem „Wernicke-Korsakow-Syndrom“, das sich in Form von Augenmuskellähmungen, Wesensveränderungen sowie Gedächtnis- und Bewusstseinsstörungen äußert. Für die Erscheinung des Syndroms ist der Vitamin B1-Status (Thiamin) im Körper entscheidend. Weisen Betroffene niedrige Thiamin-Spiegel auf, so besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung dieses Syndroms.
Neben dem zentralen wird auch das periphere Nervensystem in seiner Funktion stark beeinträchtigt – Polyneuropathie. Es kommen Missempfindungen in Bezug auf Schmerz– und Temperatureinwirkungen, Taubheitsgefühl, Kribbelzustände und Störungen des Lageempfindens vor [2.1.].

Hoher Alkoholkonsum stellt einen Risikofaktor für Hirninfarkte (ischämische Insulte) und Hirnblutungen dar.
Eine Studie aus den Niederlanden – 5.395 Studienteilnehmer – zeigt, dass ein geringer Alkoholkonsum (Männer < 35 Gramm/Tag und Frauen < 20 Gramm/Tag) mit einem geringeren Risiko für eine Erkrankung der Netzhaut (Makuladegeneration) und einem 58 % geringeren Risiko für eine Demenz einhergeht.

Untersuchungen weisen darauf hin, dass bereits ein als moderat angesehener Alkoholkonsum zu Schäden im Gehirn führen kann. Wer Jahrzehnte lang pro Woche 110-170 g Alkohol trinkt – das entspricht zum Beispiel fünf bis sieben Gläsern Wein (á 0,1 l) beziehungsweise fünf bis acht Flaschen Bier (á 0,5 l) – hat im Vergleich zu Nichttrinkern ein doppelt bis dreifach erhöhtes Risiko für eine Atrophie (Schwund) der Gehirnmasse im Hippocampus. Der Hippocampus ist Teil des limbischen Systems im Gehirn und vor allem an der Gedächtnisbildung (Informationsspeicherung, Assoziationen, Informationsabrufung) sowie der räumlichen Orientierung beteiligt.
"Moderater Alkoholkonsum" wird weltweit unterschiedlich definiert. Die Fachgesellschaften für Ernährung in Deutschland, Österreich und der Schweiz (D-A-C-H) sehen für gesunde, nicht-schwangere Frauen einen täglichen Alkoholkonsum von 10 g (entspricht ungefähr 0,1 l Wein) und für gesunde Männer von 20 g (entspricht ungefähr 0,5 l Bier) als akzeptabel an. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) spricht von einer "risikoarmen Schwellendosis" bei 12 g Alkohol pro Tag für eine Frau und 24 g für einen Mann. Zum Vergleich: In Großbritannien liegt die Schwellendosis bei 16 g Alkohol/Tag und in den USA bei 28 g [24].

"Die Dosis macht das Gift" – dieser altbewährte Satz trifft auch zu, wenn es um Alkoholkonsum und dessen Auswirkungen auf die geistigen Fähigkeiten geht. So zeigte eine Studie, dass leichter bis moderater Alkoholkonsum die kognitive Leistung bei Menschen mittleren bis höheren Alters verbessert [20].

Im Gegensatz dazu steht eine Studie, die zeigt, dass chronischer Alkoholkonsum geringer Alkoholdosen (abendliche Glas Wein oder die Flasche Bier) bereits zu einem Rückgang des Hodenvolumens und einer Störung von Nervenfasern und Nervenzellen führen kann. Diese vorzeitige Alterung des Gehirns – nachgewiesen mittels Magnetresonanztomographie – entspricht ca. ein bis zwei Jahre [26].

Mit steigender Dosis erhöht sich jedoch das Risiko für alkoholabhängige Erkrankungen.

Tumorerkrankungen (Krebserkrankungen)

Annähernd 6 % aller Krebstodesfälle lassen sich auf Alkoholkonsum zurückführen (weltweit). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ordnet alkoholische Getränke und vor allem den Stoffwechselzwischenprodukt  (Metaboliten) Acetaldehyd (s. o.) als Klasse 1-Kazinogen ein. Damit ist Alkohol in seiner krebserregenden (karzinogenen) Wirkung vergleichbar mit u. a. Formaldehyd, Plutonium sowie verarbeitetem roten Fleisch (Wurst, Schinken) [14].

Starke Trinker – das sind Frauen, die acht oder mehr alkoholische Getränke/Woche zu sich nehmen bzw. Männer, die 15 oder mehr Drinks/Woche konsumieren – haben für folgende Tumorerkrankungen ein erhöhtes Risiko [14]:

  • Tumorerkrankungen der Mundhöhle und des Rachen (Pharynx): 5,13-fach – leicht erhöhtes Risiko bereits bei gelegentlichem Alkoholkonsum
  • Plattenepithelkarzinom des Speiseröhre (Ösophagus): 4,95-fach
  • Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom): 2,65-fach
  • Leberkarzinom: 2,07-fach [3] – An dieser Stelle sei erwähnt, dass regelmäßiger Kaffeegenuss das Risiko an einem Leberkarzinom zu erkranken um mehr als die Hälfte senkt [10].
  • Darmkrebs (Kolonkarzinom): 1,44-fach
  • Brustkrebs (Mammakarzinom): 44 %

Auch ein moderater Alkoholkonsum, das heißt ein alkoholisches Getränk bei Frauen und zwei bei Männern, erhöht das Risiko für die zuvor aufgezählten Tumorerkrankungen (außer für das Leberkarzinom) [14].

Mortalität (Sterblichkeit)

Menschen, die regelmäßig zwischen ein und drei alkoholischen Getränken pro Woche konsumieren, haben laut einer groß angelegten Studie (PLCO-Studie) ein niedrigeres Sterberisiko (Mortalitätsrisiko) als Menschen, die niemals Alkohol trinken. Mit zunehmendem Alkoholkonsum steigt die kardiovaskuläre (das Herz-Kreislauf-System betreffende) Mortalität jedoch wieder an [18].

Moderater Alkoholkonsum ist nicht gesundheitsförderlich. Wahrscheinlich beruhen andere Schlussfolgerungen in der Vergangenheit auf methodische Mängel in den zugrundeliegenden Studien [25].

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen, die durch Alkoholabhängigkeit mit bedingt sein können:

Atmungssystem (J00-J99) 

  • Kehlkopfentzündung (Laryngitis)
  • Rachenentzündung (Pharyngitis)
  • Lungenentzündung (Pneumonie)

Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Blutarmut (Anämie) durch Folsäuremangel
  • Abwehrschwäche (Immundefizienz)
  • Leukozytopenie – verminderte Anzahl an weißen Blutkörperchen
  • Thrombozytopenie – verminderte Anzahl an Blutplättchen
  • Zieve-Syndrom – Stoffwechselstörung, die gekennzeichnet ist durch eine Trias aus: Fettstoffwechselstörung (Hyperlipoproteinämie auch Hyperlipidämie), Blutarmut aufgrund Zerstörung der roten Blutkörperchen (hämolytischer Anämie) und alkoholtoxischer Leberschaden mit Gelbsucht (Ikterus)

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90) 

  • Fettleibigkeit (Adipositas)
  • Adrenopause – Rückgang der adrenalen (von der Nebennierenrinde ausgehend) DHEA(S)-Produktion (Dehydroepiandrosteron – Steroidhormon) bei Erwachsenen
  • Wechseljahre des Mannes (Andropause)
  • Fehlernährung
  • Hypercholesterinämie – LDL-Erhöhung
  • Hyperhomocysteinämie – Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen
  • Hyperlipoproteinämie – isolierte HDL-Erniedrigung
  • Fettstoffwechselstörung (Hypertriglyzeridämie)
  • Unterzuckerung (Hypoglykämie) bzw. hypoglykämischer Schock*
  • Übersäuerung (Latente metabolische Azidose) 
  • Mangelernährung
  • Metabolisches Syndrom – klinische Bezeichnung für die Symptomkombination Übergewicht (Adipositas), Bluthochdruck (Hypertonie), erhöhter Nüchternblutzucker (Nüchternglucose) und Nüchterninsulin-Serumspiegels (Insulinresistenz) und Fettstoffwechselstörung (erhöhte VLDL-Triglyceride, erniedrigtes HDL-Cholesterin). Des Weiteren ist häufig auch eine vermehrte Gerinnungsneigung (Koagulationsstörung), mit einem erhöhten Risiko für  Blutgerinnsel (Thromboembolien) nachzuweisen
  • Mikronährstoffmangel:
    • Vitamin A (Retinol)
    • Thiamin (Vitamin B1)
    • Riboflavin (Vitamin B2)
    • Niacin (Vitamin B3) → Pellagra (zuerst auffallende Symptome: Hyperpigmentierung und Diarrhoe (Durchfall); die Krankheit ist gekennzeichnet durch die 4 Ds (Dermatitis/entzündliche Reaktion der Haut, Diarrhoe, Demenz, Death/Tod)
    • Pantothensäure (Vitamin B5)
    • Pyridoxin (Vitamin B6)
    • Folsäure
    • Vitamin E (Tocopherole)
    • Vitamin C (Ascorbinsäure)
    • Vitamin D (Calciferole)
    • Biotin
    • Calcium*
    • Kalium*
    • Magnesium*
    • Phosphor
    • Selen
    • Zink
  • Pankreasinsuffizienz (Bauchspeicheldrüsenschwäche)
  • Somatopause (Wachstumshormonmangel)

Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00-Z99)

  • Burnout-Syndrom

Fehlbildungen (angeborene), Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)

  • Fehlbildungen des Kindes
  • Fetale Alkoholspektrumstörungen (Fetal Alcohol Spectrum Disorder, FASD); das Vollbild wird als Fetales Alkoholsyndrom (FAS) bezeichnet; Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): 0,2-8,2 auf 1.000 Geburten – durch Alkoholmissbrauch in der Schwangerschaft

Haut und Unterhaut (L00-L99)

  • Hautalterung
  • Nagelschuppenflechte (Nagelpsoriasis)
  • Kopfschuppen (Pityriasis simplex capitis)
  • Schuppenflechte (Psoriasis)
  • Kupferrose (Rosacea)

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Schlaganfall (Apoplex)
  • Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)
  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Herzrhythmusstörungen*
    • Extrasystolen (Herzstolpern; zusätzliche Herzschläge), aber vor allem paroxysmale Tachykardien
    • supraventrikuäre Arrhythmien (6 Drinks (70 g Alkohol) täglich: 2-faches Risiko) [23]
    • Vorhofflimmern (VHF)
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • niedriger Blutdruck (Hypotonie)
  • Herzmuskelerkrankung (Kardiomyopathie)
  • Koronare Herzkrankheit (KHK; Erkrankungen der Herzkranzgefäße)

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99) 

  • Durchfall (Diarrhoe)
  • Legionärskrankheit (Legionellose)

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Bauchspeicheldrüsenentzündung (Akute Pankreatitis)
  • Chronische Pankreatitis
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Leberentzündung (Hepatitis B)
  • Hepatitis C
  • Leberausfallkoma*
  • Leberzirrhose – bindegewebiger Umbau des Lebergewebes mit folgendem Funktionsverlust
  • Fettleber (Steatosis hepatis)

Mund, Speiseröhre (Ösophagus), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Magenentzündung (Akute Gastritis)
  • Colitis ulcerosa – chronisch entzündliche Erkrankung der Schleimhaut des Dickdarms oder des Mastdarms
  • Gleichgewichtsstörung der Darmflora (Dysbiose)
  • Dünndarmentzündung (Enteritis)
  • Gastroösophageale Refluxkrankheit (Synonyme: GERD, Gastro-oesophageal reflux disease; Gastroesophageal Reflux Disease (GERD); Gastroösophageale Refluxkrankheit (Refluxkrankheit); Gastroösophagealer Reflux; Reflux-Ösophagitis; Refluxkrankheit; Refluxösophagitis; peptische Ösophagitis) – entzündliche Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagitis), die durch den krankhaften Rückfluss (Reflux) von saurem Magensaft und anderen Mageninhalten hervorgerufen wird
  • Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
  • Karies
  • Dickdarmpolypen (Kolonadenom)
  • Mallory-Weiss-Syndrom – gehäuft bei Alkoholikern auftretende longitudinale (längliche) Einrisse der Schleimhaut (Mukosa) und Unterschleimhautbindegewebe (Submukosa) der Speiseröhre, die als Komplikation mit potentiell lebensbedrohlichen Blutungen der äußeren Speiseröhre und/oder dem Mageneingang (gastrointestinale Blutung/GIB) einhergehen können
  • Zahnnervenentzündung (Pulpitis)
  • Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus duodeni)
  • Magengeschwür (Ulcus ventriculi)

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Dupuytren-Kontraktur – fortschreitende Bildung einer Kontraktur eines oder mehrerer Fingerbeuger
  • Knochenbrüche (Frakturen) durch gefährdendes Verhalten
  • Hüftkopfnekrose – Untergang des Knochengewebes am Oberschenkel
  • Gicht (Hyperurikämie)
  • Muskelschwäche (Myopathie)
  • Osteopenie – verringerte Knochendichte
  • Knochenschwund (Osteoporose)
  • Auflösung quergestreiften Muskelfasern (Rhabdomyolyse)* mit Nierenversagen

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48) [1]

  • Bösartige Tumoren im Mund, Rachen (Pharynx) und Speiseröhre (Ösophagus); Dosis-Wirkungs-Beziehung [22]
  • Lungenkrebs (Bronchialkarzinom)
  • Gallenblasenkrebs (Gallenblasenkarzinom)
  • Leberkrebs (Hepatozelluläres Karzinom - HCC; primäres Leberzellkarzinom); Dosis-Wirkungs-Beziehung [22]
  • Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom); Dosis-Wirkungs-Beziehung [22]
  • Magenkrebs (Magenkarzinom)
  • Brustkrebs (Mammakarzinom) der Frau; Dosis-Wirkungs-Beziehung [22]
  • Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)
  • Stachelzellkrebs (Spinaliom)
  • Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom); Dosis-Wirkungs-Beziehung [22]

Ohren – Warzenfortsatz (H60-H95)

  • Hörstörung (Dysakusis)
  • Erkrankung des Innenohres, die meist nur ein Ohr betrifft (Morbus Menière)

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Alkoholentzugsdelir (Psychose aufgrund eines Entzuges) [mit * markiert die häufigsten akuten Komplikationen, die 1-2 Tage nach Unterbrechung der Alkoholzufuhr auftreten]
  • Alkoholischer Eifersuchtswahn
  • Angststörung
  • Auditive Wahrnehmungsstörungen (AVWS) – auf Grund von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft
  • Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) – auf Grund von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft
  • Clusterkopfschmerz
  • Demenz
  • Depression
  • Diabetische Polyneuropathie – chronische Störungen der peripheren Nerven oder Anteilen von Nerven bei Diabetes mellitus. Diese führen vorwiegend zu Gefühlsstörungen in den betroffenen Körperregionen.
  • Krampfanfälle (Epilepsie)*
  • Halluzinationen
  • Schlafstörungen (Insomnie)
  • Korsakoff-Syndrom (amnestisches Psychosyndrom) – eine zuerst bei Alkoholikern beschriebene Form der Gedächtnisstörung (Amnesie)
  • Libidostörungen der Frau/des Mannes
  • Marchiafava-Bignami-Syndrom (Synonym: Corpus-callosum-Atrophie) – seltene neuropsychiatrische Erkrankung bezeichnet, dessen Ursache noch nicht abschließend geklärt ist; tritt vor allem in Folge von chronischem Alkoholismus in Verbindung mit einer Mangelernährung auf
  • Migräne
  • Morbus Alzheimer
  • Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom – Atemaussetzer im Schlaf, die durch die Verlegung der Atemwege entstehen
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Nervenschäden (Polyneuropathie)
  • Pontine Myelinolyse – Schädigung des zentralen Nervensystems durch schnellen Ausgleich einer Natriummangel (Hyponatriämie)
  • Psychosen
  • Restless-Legs-Syndrom (RLS)
  • Somatoforme Störungen
  • Transitorisch ischämische Attacke (TIA) – plötzlich auftretende neurologische Störung, die sich innerhalb von 24 Stunden zurückbildet und somit die einzige Unterscheidung zum Schlaganfall (Apoplex) darstellt
  • Wernicke-Enzephalopathie – durch Vitamin B1-Mangel verursachte Veränderungen von Gehirn und Nerven

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99)

  • Fehlgeburt (Spontanabort)

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Erbrechen (Emesis)
  • Harninkontinenz (unwillkürliche, unfreiwillige Harnverlust)
  • Gelbsucht (Ikterus)
  • starke Abmagerung (Kachexie)
  • Multiorganversagen* (MODS, Multi organ dysfunction syndrome; MOF: Multi organ failure) – gleichzeitige oder sequentielle Versagen bzw. die schwere Funktionseinschränkung verschiedener lebenswichtiger Organsysteme des Körpers
  • Übelkeit (Nausea)
  • Sodbrennen (Pyrosis)
  • Schnarchen (Rhonchopathie)
  • beschleunigte Herzfrequenz (Sinustachykardie; Reizbildungsstörung)
  • Suizidgefährdung (Suizidalität)
  • Zittern (Tremor) der Hände
  • Untergewicht
  • Schwindel (Vertigo)

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Amenorrhoe – keine Menstruationsblutung bis zum 15. Lebensjahr (primäre Amenorrhoe) oder keine Menstruationsblutung seit mehr als drei Monaten (sekundäre Amenorrhoe)
  • Infertilität – Unfähigkeit, eine Schwangerschaft bis zur Lebensfähigkeit des Kindes auszutragen
  • Nierensteine (Nephrolithiasis)
  • Testikuläre Atrophie – Verkleinerung der Hoden durch Gewebeschwund
  • Harnsteine (Urolithiasis)

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Nahrungsmittelallergie (immunologische Reaktion)

Weiteres

  • Schuld- und Schamgefühl
  • Soziale Probleme, vor allem in der Partnerschaft und im Beruf

Wird neben dem Alkohol zusätzlich Tabak beziehungsweise Koffein konsumiert, verstärken sich die gesundheitlichen Beeinträchtigungen sowie die Erkrankungserscheinungen und es kommt zu einer additiven Wirkung. Der Körper wird mit mehreren toxisch wirkenden Substanzen zugleich konfrontiert und besitzt nicht ausreichende Abwehrmechanismen – aufgrund des stetigen Abbaus –, um die toxischen Stoffe unschädlich zu machen [1.1.].   

Fertilität (Fruchtbarkeit)

Alkoholkonsum beeinträchtigt die Fruchtbarkeit der Frau und des Mannes.

Sexualhormone können aufgrund alkoholbedingter Leberschädigungen nicht mehr entsprechend abgebaut werden und führen zu hormonellen Störung auf der Ebene Hypothalamus-Hypophyse, das heißt auf der Ebene von Zwischenhirn und Hirnanhangsdrüse. Dieses bedingt Störungen der Follikelreifung und des Monatszyklus', wodurch die weibliche Fertilität eingeschränkt wird.

Beim Mann führt erhöhter Alkoholkonsum zu einer schlechteren Qualität der Spermien: Die Spermatozoendichte wird reduziert und der Anteil der fehlgebildeten Spermien nimmt zu. Des Weiteren führt erhöhter Alkoholkonsum zur Beeinträchtigungen der Libido.
Bei jungen Männern führt hoher Alkoholkonsum zu einer Störung der Hodenentwicklung, sodass diese in der Folge kleiner ausfallen (Hodenhypotrophie). Die Fertilität kann dadurch beeinträchtigt werden [20]. Das Hodenvolumen korreliert auch mit dem BMI (Mody-Mass-Index/Körpermassenindex): Dünne Männer haben oft zu kleine Hoden [19].

Alkoholkonsum und Mikronährstoffe

Aufgrund des hohen Energiegehaltes von Alkohol – 7,1 Kalorien in einem Gramm – wird bei regelmäßiger Zufuhr der Energiebedarf zu einem großen Anteil durch alkoholische Getränke gedeckt. Somit können zum Beispiel 160 Gramm Alkohol – in 2 Litern Wein – 70 % des Energiebedarfs enthalten, wodurch in den häufigsten Fällen die Aufnahme von Lebensmitteln mit essentiellen Mikronährstoffen wie Proteinen, Eisen, Calcium und Kalium vernachlässigt wird [1.1.]. Alkoholische Getränke sind in der Regel frei beziehungsweise arm an wichtigen Nährstoffen (Makro- und Mikronährstoffe sowie weitere Stoffe**) und stellen somit leere Energieträger für den Körper dar. Abgesehen davon verursacht das Genussmittel in hoher Konzentration infolge der vermehrten Bildung seines Abbauproduktes Acetaldehyd schwere Stoffwechselstörungen. Zum einen kommt es zu einer Funktionsstörung der Zellmembranen sowie der Mitochondrien, welche den Zellen als Kraftwerke dienen und zum anderen zu einer Veränderung von Proteinen, die selber in diesem Zustand die Leberzellen schädigen. Aufgenommene Fette häufen sich wegen auftretender Störungen im Fettstoffwechsel vermehrt im Körper an, wobei die nicht verstoffwechselten Lipide gespeichert werden [2.1.]. Des Weiteren führen Stoffwechselbeeinträchtigungen zu Veränderungen im Mikronährstoffhaushalt und zu Störungen in der Umwandlung bestimmter Vitamine – Vitamin B1, B2, B6, Folsäure, A, D und E – in ihre stoffwechselaktive Form [6].
Der Alkoholmissbrauch führt zu Veränderungen im Körper, die einerseits zur verminderten Aufnahme von Mikronährstoffen führen und anderseits durch Mikronährstoffmehrbedarf zu einem Mikronährstoffmangel beitragen. Dazu gehört die durch den Alkohol bedingte ungenügende Nahrungszufuhr, Aufnahme- sowie Transportschwierigkeiten von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen und eine vermehrte Ausscheidung [1.1.].

Übermäßiger Alkoholkonsum führt zu einem Mangel an [1, 2, 6]:

Vitamin-B-Komplex

Die Versorgung des Organismus' mit wasserlöslichen Vitaminen ist bei übermäßiger Alkoholzufuhr nicht gewährleistet, da deren Aufnahme, Speicherung und Verbrauch stark beeinflusst wird. Das Genussmittel hemmt den Transport von Vitamin B1 – Thiamin – und blockiert dessen Umwandlung in das aktive Coenzym Thiaminpyrophosphat, welches insbesondere für die Energieproduktion zuständig ist. Thiamin wird für den biochemischen Alkoholabbau benötigt und deshalb in hohen Mengen verbraucht. Des Weiteren wird es aus den Leberzellen abgegeben und verstärkt über die Niere ausgeschieden [1.1.]. Erhebliche Vitamin B1-Verluste führen zu Verwirrungszuständen, Störungen des zentralen sowie vegetativen Nervensystems, Herzklopfen und -versagen sowie Persönlichkeitsveränderungen, die sich in Form von Streitsucht, Aggressivität, Stimmungsschwankungen und Depressionen äußern können [2.2.]. Vitamin B3, B6 und B12 treten ebenfalls vermindert im Körper auf, da eine Mangelernährung mit deutlich zu wenig frischem Obst und Gemüse die ausreichende Zufuhr dieser Vitamine verhindert. Alkoholbedingte Störungen im Leberstoffwechsel und die vermehrte Ausscheidung mit dem Urin, tragen zum erhöhten Verlust der B-Vitamine bei, welcher durch ihre Wasserlöslichkeit erleichtert wird [1.1.].

Folsäure

Fast alle Menschen, die an chronischem Alkoholismus leiden, weisen einen extrem niedrigen Folsäure-Status auf. Neben einer verminderten Folsäureaufnahme über die Nahrung sind auch eine gestörte Speicherfähigkeit in der Leber und eine verstärkte Entleerung der Folsäurereserven für die Folsäuredefizite verantwortlich. Das toxische Abbauprodukt Acetaldehyd, die unter Alkoholeinfluss vermehrt anfallenden Freien Radikalen sowie erhöhte Verluste über die Nieren gehören ebenfalls zu den Ursachen einer gestörten Folsäurefunktion. Da das Spurenelement nur wirken kann, wenn Vitamin B12 in ausreichenden Mengen im Körper vorhanden ist, beeinflusst der alkoholbedingt verringerte Vitamin B12-Spiegel die Folsäurekonzentration negativ [1.1.]. Bei 40 % der Alkoholiker hat ein Folsäuremangel im Körper eine Anämie (Blutarmut) zur Folge. Zudem müssen Alkoholiker wegen der Folsäuredefizite mit einem dreifach erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mit gesteigertem Herzinfarktrisiko (Myokardinfarktrisiko) leben [5].

Vitamin C

Die Aufnahme von Vitamin C wird infolge von alkoholverursachten Magen-Darm-Schädigungen blockiert. Ein niedriger Vitamin C-Spiegel in Plasma, Geweben und Blutzellen ist außerdem auf eine verstärkte Ausscheidung im Urin zurückzuführen [1.1.].

Vitamin A und Beta-Carotin

Das fettlösliche Vitamin A, beziehungsweise Beta-Carotin, ist einerseits durch die ungenügende Nahrungszufuhr und andererseits durch Schädigungen der Schleimhaut im Verdauungstrakt und Störungen der Ausscheidung, des Blutflusses sowie der unwillkürlichen Muskelaktivität infolge der toxischen Alkoholwirkung nur unzureichend im Körper vorhanden. Unter diesen Bedingungen kann Vitamin A vom Organismus nicht resorbiert werden [1.1.]. Wichtige Stoffwechselwege dieses Vitamins werden durch chronischen Alkoholkonsum behindert, wodurch die Oxidation des Retinols – eine natürliche Form des Vitamins A in tierischen Lebensmitteln – zur wichtigen Retinsäure gehemmt wird [2.1.]. Weitere Ursachen für einen niedrigen Vitamin A-Spiegel sind der erhöhte Transport aus den Leberspeichern, verstärkter Vitaminabbau, vermehrte Ausscheidung des Vitamins und schließlich Zinkmangel, welcher die Entleerung des Vitamins A-Speichers in der Leber beschleunigen kann [8.1.]. Da diesem Vitamin eine besondere Rolle für das Sehen, das Wachstum, die Sexualentwicklung und zur Tumorvorbeugung zugesprochen wird, erhöht sich bei Vitamin-A-Mangel die Gefahr für Nachtblindheit und für den allgemeinen Verlust der Sehkraft, für Wachstumsstörungen bei Kindern, für Fruchtbarkeitsstörungen und unter anderem an Kehlkopf-, Blasen-, Prostata-, Leber-, Magen- und Darmkarzinom zu erkranken [8.1.].

Niedrige Beta-Carotin-Serumspiegel in Abhängigkeit vom Alkoholkonsum

Alkoholmenge pro Tag Alkoholkonsumenten mit Beta-Carotin-Mangel
< 15 g 10 %
16-30 g 16 %
31-60 g 19 %
61-90 g 41 %

[5]

Vitamin D, K

Vitamin D kann in der Haut synthetisiert werden, wenn wir unseren Körper den Sonnenstrahlen aussetzen. Alkoholiker haben jedoch eine gestörte Thermogenese, wobei die Energie des Alkohols sofort im Körper in Wärmeenergie umgesetzt wird und dadurch viel Wärmebildung erfolgt. Betroffene meiden aufgrund der Hitzewallungen die Sonnenstrahlung und weisen demzufolge eine herabgesetzte Vitamin-D-Synthese auf. Eine auf regelmäßigen Alkoholkonsum zurückzuführende Leberschädigung mit anschließender Hemmung der Vitaminaufnahme und Vitamintransportfähigkeit, verstärkt nicht nur den Vitamin-D-Mangel, sondern auch den Verbrauch von Vitamin E und K [1.1.]. Vitamin D-Defizite begünstigen Dickdarmkrebs (Kolonkarzinome) sowie Mammakarzinom, Verluste von Mineralstoffen aus den Knochen mit folgenden Knochenschmerzen, -schwächen, und -brüchen sowie Störungen im Immunsystem [8.1.]. Ein Vitamin K-Mangel wirkt sich ebenfalls überaus problematisch auf den Organismus aus. Es kann zu Gerinnungsstörungen kommen, indem abnormale Blutungen entstehen, die sich in Form von Blutspuren im Stuhl oder durch lang anhaltendes Bluten bei Verletzungen äußern. Des Weiteren kann die Entwicklung des Knochenaufbaus behindert und schließlich die Entwicklung von Osteoporose begünstigt werden [8.1.].

Mineralstoffe und Spurenelemente

Weiterhin treten unter chronischem Alkoholeinfluss Mangelerscheinungen von vielen Mineralstoffen und Spurenelementen im Körper auf. Die Ursachen für einen geringen Zink-, Magnesium-, Calcium-, Kupfer- und Selenstatus entsprechen denen, die für die Vitamindefizite verantwortlich sind. Demzufolge steigt bei starker Alkoholzufuhr der Verlust dieser Mikronährstoffe durch die ungenügende Ernährungsweise, Probleme in der Aufnahme und beim Transport der Mikronährstoffe sowie eine erhöhte Ausscheidung infolge von Leberfunktionsstörungen. Da der Alkohol insbesondere die Schleimhäute von Magen und Darm reizt und sie entzündet, kommt es häufig zu Durchfälle (Diarrhöen), wodurch verstärkt Magnesium und Selen ausgeschwemmt werden [2.1.]. Magnesiumdefizite können Herzprobleme und Muskelfunktionsstörungen verursachen. Zink ist als essentielles Spurenelement für die Entgiftung von Alkohol zuständig. Ohne Zink gerät der Organismus in Schwierigkeiten, das toxisch wirkende Genussmittel abzubauen. Eine mangelhafte, verzögerte Alkoholverwertung zieht ernste Organschäden nach sich [8.2.]. Auftretender Vitamin D-Mangel beeinflusst zusätzlich das Gleichgewicht von Calcium im Körper, wodurch der Mineralstoff vermehrt aus den Knochen verloren geht und diese erheblichen Schädigungen unterliegen [2.1.].

Carnitin

Alkohol zerstört die Aminosäure L-Carnitin, welche aus den Aminosäuren Lysin und Methionin gebildet wird und natürlicher Bestandteil der Herz- und Skelettmuskulatur ist. Sie ist aufgrund der geringfügigen Nahrungsaufnahme nur mangelhaft im Körper anzutreffen. In geringer Konzentration ist es Carnitin nicht mehr möglich, die Leber vor alkoholbedingten Schäden und Fettansammlung zu schützen. Des Weiteren bleibt ihre wichtige Funktion, die Leber zu entgiften und körperfremde Stoffe auszuscheiden, aus, wodurch sich vermehrt Chemikalien, Medikamente und Schwermetalle im Körper anreichern [1.1.].

Alkoholkonsum in der Schwangerschaft

Während der Gravidität reichen bereits schon geringe Alkoholmengen, zum Beispiel beim Gelegenheits- oder sozialen Trinken, aus, um den Embryo in seiner körperlichen und geistigen Entwicklung zu schädigen. Das Risiko für das Kind steigt mit zunehmender Dauer und zunehmenden Schweregrad der Alkoholkrankheit. Befindet sich die schwangere Mutter in der chronischen Phase des Alkoholismus', sind über 40 % der Nachkommen meist schwer geschädigt. Der Alkohol ist in der Muttermilch nachweisbar und verändert den Geschmack und Geruch der Milch sowie das Verhalten der Säuglinge [6].

Bei der Verstoffwechselung des Äthylalkohols in der Leber der schwangeren Mutter entsteht als Zwischenprodukt Acetaldehyd, welches zusammen mit dem Alkohol über die Plazenta in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes gelangt und dessen Körperzellen schädigt. Eine optimale Zellentwicklung sowie -vermehrung wird verhindert, sodass sich das Gewebe mangel- oder fehlerhaft ausbildet. Trinken Frauen insbesondere in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft regelmäßig Alkohol, sammeln sich die schädlichen Abbaustoffe des Alkohols im kindlichen Organismus an, da in dieser Zeit die Organe des Fetus erst ausgebildet werden und die Leber noch nicht in der Lage ist, den Alkohol vollständig abzubauen [6]. Dem kindlichen Organismus fehlt das alkoholabbauende Enzym Alkoholdehydrogenase, wodurch der Fetus über einen langen Zeitraum hohen Alkoholkonzentrationen ausgesetzt wird [7]. Neben der Ausbildung der Leber wird durch den Alkohol auch die Entwicklung der anderen Organe beeinträchtigt [7].  

Fetales Alkoholsyndrom (FAS)

Die Alkoholabbauprodukte verursachen des Weiteren eine ganze Reihe von Schäden beim Kind, die unter dem Oberbegriff „fetales Alkoholsyndrom“ (FAS) zusammengefasst werden [7]. Das Syndrom wird mit mehr als 180 Krankheitsbildern in Verbindung gebracht. Man schätzt, dass in Deutschland jährlich 2.000 Kinder mit einem fetalen Alkoholsyndrom auf die Welt kommen [13]. 

Kinder alkoholkranker Mütter mit dem Fetalen Alkoholsyndrom weisen folgende Fehlbildungen sowie Entwicklungsauffälligkeiten auf:

Beeinträchtigungen der körperlichen Entwicklung

  • Förderung von Missbildungen insbesondere im Bereich der Nieren, der ableitenden Harnwege und herznaher Blutgefäße [6]
  • Wachstumshemmungen [6]
  • Extremitäten- und Skelettfehlbildungen [7]
  • Minderwuchs, niedriges Gewicht, wenig Unterhautfettgewebe [7]
  • Mikrozephalie – kleiner Kopfumfang [6]
  • Gliedmaßendefekte, Gelenkanomalien [6]
  • Auffälligkeiten im Gesichtsbereich – Falte am Augeninnenrand, kleine Augenöffnungen, kurze Lidspalte, verkürzter Nasenrücken, schmales Lippenrot, Gaumenspalte, verstrichenes Philtrum (vertikal verlaufende Vertiefung zwischen Oberlippe und Nase) [13], fliehendes Kinn, kleine Zähne [7]
  • Auffälligkeiten an Armen und Beinen – Verkürzung und Beugung des Kleinfingers, auffällige Handlinien, Verwachsung von Elle und Speiche [7]
  • Wirbelsäulenfehlbildung, Hüftluxation, Steißbeingrübchen, Leistenbruch, Trichterbrust, Kielbrust [7]
  • Fehlbildungen innerer Organe – Herzfehler – meist Scheidewanddefekte –, Auffälligkeiten des Genitales und der Harnwege [7]

Beeinträchtigungen der geistigen Entwicklung

  • Störungen am Zentralnervensystem [6]
  • Hirnfunktionsstörungen [6]
  • Eingeschränkter Erwerb intellektueller Fähigkeiten [7]
  • Geistige Zurückgebliebenheit [6]
  • Lernschwierigkeiten [7]
  • Wahrnehmungsstörungen [7]
  • Suchtgefahr

Beeinträchtigungen von motorischen und statischen Fähigkeiten sowie der Feinmotorik

  • Laufen, Greifen sowie Geschicklichkeit erfordernde Tätigkeiten können erschwert sein
  • Gestörte Feinmotorik, Koordinationsstörungen [7]
  • Kommunikationsstörungen (Sprachverständnis, sprachliche Ausdrucksmöglichkeit) [13]
  • Blindheit, Sehbehinderungen [13]
  • Hörstörungen (z. B. Hörverlust) [13]
  • Trink-, Essstörungen [7]
  • Muskelschwäche, Reflexarmut, unkoordinierte Bewegungen, Krampfleiden [7]

Beeinträchtigungen der seelischen und emotionalen Entwicklung [7]

  • Mangelnde Ausgeglichenheit
  • Stimmungsschwankungen
  • Emotionale Instabilität

Beeinträchtigungen der Entwicklung des sozialen Verhaltens

  • Probleme bei der Anpassung an neue Situationen und Umgebungen [7]
  • Verhaltensstörungen – Ungeschicklichkeit, Probleme im Umgang mit Menschen [6]
  • Soziale Reifungsstörungen [6]
  • Aufmerksamkeitsdefizite [7], Hyperaktivität [7], Übererregbarkeit, leichte Ablenkbarkeit [7]

Hyperaktivität und gestörte intellektuelle Fähigkeiten sind auch in vielen Fällen bei Kindern von männlichen Alkoholikern infolge der alkoholbedingten schädigenden Veränderungen der Spermien anzutreffen [6].

Leichtere Schäden beim Kind werden unter dem Begriff „fetale Alkoholspektrumstörung“ (FASD) zusammengefasst. Dieses ist mit mehr als 420 Krankheitsbildern assoziiert. Schätzungen nach sind davon in Deutschland etwa 10.000 Kinder betroffen [13].

Mikronährstoffmangel

Neben den gesundheitlichen Schäden infolge des Alkohols wird auch die Entwicklung des ungeborenen Kindes durch die alkoholbedingten Mikronährstoffdefizite der Mutter erheblich gestört. Ist die Aufnahme essentieller Mikronährstoffe aufgrund des Alkohols gehemmt beziehungsweise nimmt die schwangere Frau zu wenig Nährstoffe (Makro- und Mikronährstoffe sowie weitere Stoffe**) – wie Vitamin A, E, D und Vitamine des B-Komplexes, Magnesium, Eisen, Zink sowie Calcium – mit der Nahrung auf, ist der Bedarf der Mutter und damit auch des ungeborenen Kindes drastisch erhöht. Weitere Gründe für die erhöhte Mikronährstoffzufuhr während der Schwangerschaft sind der zusätzliche Bedarf des Fetus, die Plazenta und das vermehrte Blutvolumen der Mutter. 

Magnesium

Aufgrund der gesteigerten Filtrationsrate der Niere innerhalb der Schwangerschaft sowie der alkoholbedingten gestörten Aufnahme-, Transport- und Ausscheidungsfähigkeit, treten verstärkt Magnesiumverluste über die Nieren der Mutter auf. Der Fetus wird deshalb mit Magnesium mangelversorgt, wodurch das Risiko einer Früh- und Totgeburt erhöht wird [1.2.].

Eisen

Eisen ist ebenfalls ein kritischer Mikronährstoff während der Schwangerschaft. Bei Mangelzuständen kommt es in 75 % der Fälle zu Veränderungen des Blutbilds der Mutter. Weist die Schwangere zudem eine ausgeprägte Blutarmut (Anämie) mit erniedrigtem Blutfarbstoff (Hämoglobin) – unter 6 g/ dl – in der ersten Schwangerschaftshälfte auf, erhöht sich die Gefahr einer spontanen Plazenta-Ablösung, einer Frühgeburt, eines geringen Geburtsgewichtes sowie der Sterblichkeit des Säuglings [1.2.].

Folsäure

Die tägliche notwenidge Folsäurezufuhr erhöht sich bei schwangeren Frauen um 100 % aufgrund des verstärkten Folsäuretransports über die Plazenta zum Fetus, welcher einen besonders hohen Bedarf an diesem Vitamin hat. Im Serum eines Kindes konnten 6-8-mal höhere Folsäurekonzentrationen als bei der Mutter nachgewiesen werden [2.4.]. Ist die schwangere Frau mit Folsäure unterversorgt, kann das zu Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen sowie zu niedrigem Geburtsgewicht führen [1.2.]. Häufig treten auch bei einem Mangel an Folsäure Fehlbildungen wie Neuralrohrdefekte – Anenzephalie, Spina bifida – beim Neugeborenen auf. Neuralrohrdefekte sind Fehlbildungen im Nervensystem des Babys aufgrund eines Chromosomenschadens. Bei der Anenzephalie bilden sich der Schädel und das Gehirn des Fetus nicht richtig aus, was Störungen in der Entwicklung des Gehirns und des Zentralnervensystems zur Folge hat [2.4.]. Betroffene Babys werden tot geboren oder sterben kurz nach der Geburt, weil ein Großteil des Gehirns fehlt. Liegt der Neuralrohrdefekt im Bereich des Rückenmarks, handelt es sich um eine Spina bifida – offener Rücken. [2.4.].

Jod

Neben der Tatsache, dass jede vierte Frau mit einem Jodmangel in die Schwangerschaft geht, verstärkt der Alkoholkonsum den Bedarf an diesem Spurenelement im Körper. Die Joddefizite der Mutter verursachen beim Kind eine Vergrößerung der Schilddrüse. Zudem wird der Organismus des Kindes unzureichend mit Schilddrüsenhormonen versorgt, da die Funktion der Schilddrüse infolge des Jodmangels gestört ist. Im weiteren Verlauf wird die Entwicklung des Kindes stark beeinträchtigt, was zu Wachstumsstörungen führt [2.4.].

**Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Fette, Proteine (Eiweiße)) und Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente) sowie weitere Stoffe mit ernährungsspezifischer und physiologischer Wirkung

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Leitlinien

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